Wertebildung in heterogenen Gruppen

Wertefragen spielen in Debatten rund um Flucht und Zuwanderung immer wieder eine Rolle. Häufig ist dabei die Rede von westlichen oder europäischen Werten. Über diese Wertefragen diskutierten fünfunddreißig politische Bildner*innen, die im Projekt “Empowered by Democracy” aktiv sind, beim dritten Vernetzungstreffen am 24. und 25. September 2018 auf dem GLS-Campus in Berlin.

Manche denken beim Thema Werte an Leitkultur, andere an religiöse Werte, wieder andere an das Grundgesetz oder die Menschenrechte. Wie können Werte in Formaten der politischen Jugendbildung, in der Arbeit mit jungen Geflüchteten und in heterogenen Gruppen thematisiert werden? Und wie kann dabei mit konfligierenden Werten umgegangen werden?

An der Tagung nahmen Vertreter/-innen verschiedener Einrichtungen aus den im Projekt beteiligten fünf Verbänden teil. Zu Beginn standen zunächst das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch über die im Rahmen von “Empowered by Democracy” umgesetzten und geplanten Maßnahmen der Teilnehmenden im Mittelpunkt. Anschließend folgten die Arbeit an einigen Schwerpunktthemen des Projekts und Zeit für den kollegialen Austausch.

Dr. Karin Hutflötz beim Vernetzungstreffen im Projekt “Empowered by Democracy”. (c) Esteve Franquesa 2018

Am Nachmittag hielt Dr. Karin Hutflötz, Lehrbeauftragte an der Hochschule für Philosophie in München und Leiterin des Forschungsprojekts “Wertebildung im interkulturellen Kontext”, einen Vortrag zum Thema “Wie gelingt Wertebildung mit heterogenen Gruppen hoher Diversität?” Neben einer bewussteren Unterscheidung der im Alltag häufig vermischten Ebenen von Alltagsregeln und Konventionen, Normen und den diesen zugrundeliegenden Werten, trat sie dafür ein, dass konfligierende Werte nicht per se problematisch sind. Wichtig sei es aber, dass die Menschen in einen Austausch über Werte treten. Politische Jugendbildung schafft für diesen Austausch mögliche Räume. Unabhängig von der Heterogenität der Teilnehmenden und des spezifischen Themas eines Seminars liegt beinahe jedem Konflikt ein Wertekonflikt zugrunde. Häufig wird dies nur nicht erkannt und benannt. Der Austausch über das, was Personen als wertvoll erachten, ist Voraussetzung für die gegenseitige Akzeptanz von sich unterscheidenden Wertehaltungen. Das Programm des ersten Tages endete mit einer Diskussion über die Themen des Vortrags. Am Abend folgten die Teilnehmenden dann der Vorstellung des Improvisationstheaters “impro a la turka”.

Bild: Esteve Franquesa

Den Schwerpunkt des zweiten Tages bildete auf vielfachen Wunsch der Projektbeteiligten die Reflexion von Methoden in der Bildungsarbeit mit heterogenen Gruppen und jungen Geflüchteten. Neben theaterpädagogische Methoden wurden Methoden der historisch-politischen Bildung und Workshop-Formate zur Thematisierung sozialer Ungleichheit erprobt und diskutiert. Nach einer abschließenden Reflexion gab es einen Ausblick auf die weiteren Veranstaltungen des Projekts “Empowered by Democracy” in den kommenden Monaten.